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Vergebung

Welche Rolle spielt Vergebung im Leben? Sri Chinmoy macht deutlich, wie wichtig es ist, sich selbst und anderen zu vergeben. Um vorwärts gehen zu können und glücklich zu werden.

Wenn eine Person von Grund auf gut ist, wird dann ihr Mitleid durch ihre Vergebung fließen?

Sri Chinmoy: Ja. Ich erinnere mich an eine Geschichte über einen der Moghul-Kaiser. Es gab nichts, wovor der große Kaiser Babar gezögert hätte, es für seine Untertanen zu tun. Er betrachtete seine Untertanen als seine eigenen Kinder. Von Zeit zu Zeit verließ Babar das Palastgelände und ging durch die Straßen und über die Märkte, um sich unter seine Untertanen zu mischen und sich selbst von den Bedingungen zu überzeugen, unter denen sie lebten. Oftmals half er jemandem, wenn er sah, dass er in Armut lebte, mit etwas Geld oder Essen. Die Leute erkannten ihren Herrscher während dieser Rundgänge nicht, weil er sich sehr einfach anzog. Außerdem trug er eine Art Turban über seiner Krone, um sie zu verstecken.

Nun gab es da einen jungen Mann, der enorme Eifersucht gegenüber Babar hegte, weil jeder den Kaiser schätzte, bewunderte und verehrte. Babars Untertanen lobten ihn immer in den höchsten Tönen wegen seiner Tapferkeit, Freundlichkeit, seinem Edelmut und anderer göttlicher Eigenschafen. Aus diesem Grund hatte der Mann das Verlangen Babar zu töten. Er hatte gehört, dass der Kaiser von Zeit zu Zeit alleine in der Stadt umhergehen würde. Deswegen trug der junge Mann immer ein Schwert bei sich, in der Hoffnung, eines Tages auf den Kaiser zu treffen, wenn er seine Leibwächter nicht bei sich hatte, und um dann die Gelegenheit zu haben, den Kaiser umzubringen.

Gewöhnlich folgten die Wachen Babar heimlich, wenn er ausging, um ihn zu beschützen. Obwohl Babar nicht wollte, dass irgendjemand mit ihm ging, hatten seine Wachen Angst um seine Sicherheit. Babar war der Herrscher des ganzen Kaiserreiches, aber in dieser Hinsicht hörten seine Leibwächter nicht auf ihn.

Eines Nachmittags gelang es Babar den Palast ohne seine Wachen zu verlassen. Wie gewöhnlich ging er inkognito. Als er so daher ging und die täglichen Aktivitäten seiner Untertanen beobachtete, sah er einen wildgewordenen Elefanten die Straße entlang rennen. Der Elefant zertrampelte alles, was ihm in die Quere kam. Chaos brach aus. Die Leute schrieen und versuchten dem Elefanten aus dem Weg zu laufen und alle brachen in Panik aus. Aber es gab ein kleines, hilfloses Kind, das nicht schnell genug laufen konnte, um dem Elefant aus dem Weg zu gehen. Alle waren zu Tode erschrocken, aber niemand wagte das Kind zu retten. Gerade, als der Elefant das kleine Kind niedertrampeln wollte, rannte Babar mit größter Geschwindigkeit hinüber und zog das Kind aus dem Weg. Babar rettete das Kind, aber als er mit ihm in seinen Armen weglief, fiel sein Turban auf den Boden.

Als der wilde Elefant vorbeigelaufen war, liefen einige Männer hin und hoben den Turban des tapferen Helden auf. Sofort sahen sie die Krone des Herrschers im Turban. Der junge Mann, der Babar hatte töten wollen, war einer von denen, die die ganze Szene beobachtet hatten. Obwohl er selbst gewusst hatte, dass das Leben des Kindes in ernster Gefahr war, hatte er nicht genügend Mut, es zu retten. Er war weggelaufen wie alle anderen auch. Als ihm klar wurde, was geschehen war, fiel er zu Babars Füßen und sagte: "O Herrscher, vergib mir."

Babar fragte ihn: "Was hast du getan?"

Der Mann antwortete: "Viele Jahre lang habe ich die Absicht gehegt dich zu töten, weil ich schrecklich eifersüchtig auf die Bewunderung war, die du erhältst. Jetzt sehe ich, dass du sie wahrhaftig verdienst. Als Herrscher bist du nicht nur weit wertvoller für das Königreich als irgendeiner von uns, sondern du warst auch bereit dein Leben zu geben, um einen gewöhnlichen Menschen zu retten. Was ich von dir gelernt habe, ist, dass es unendlich besser ist Leben zu geben, als Leben zu nehmen. Das ist es, was du mich gelehrt hast. Jetzt gebe ich dir mein Leben anstatt Leben zu nehmen. Bitte nimm mein Leben."

Dann bot er Babar dasselbe Schwert an, mit dem er Babar hatte töten wollen.

Babar nahm das Schwert und sagte: "Ich habe dich gelehrt Leben zu geben. Jetzt werde ich dein Leben nehmen, aber nicht in dem Sinne wie du denkst. Komm mit mir. Von jetzt an wirst du einer meiner Leibwächter sein. Ich kann erkennen, dass deine Aufrichtigkeit wirklich bemerkenswert ist und ich bin sicher, dass du ein treuer Beschützer sein wirst."

Auf diese Weise nahm Babar das Leben des Mannes, nur um es in ein nützliches und fruchtbares Leben zu verwandeln. Anstatt ihn zu töten, anstatt ihn zu bestrafen, machte Babar den Mann zu einem seiner persönlichen Leibwächter.

Was kommt zuerst, Gottes Vergebung oder Gottes Mitleid?

Sri Chinmoy: Wenn Gott mir nicht die ungöttlichen Dinge, die ich über die Jahre hinweg getan habe, vergibt, wie kann ich dann auf dem spirituellen Weg, dem sonnenerleuchteten Weg gehen? Nur wenn Gott mir vergibt kann ich mit ganzem Herzen in das spirituelle Leben eintauchen. Daher brauche ich, um zu beginnen, Gottes Vergebung.

Wenn ich dann fühle, dass Gott mir aus seiner unendlichen Güte heraus vergeben hat, dann kann ich an einen anderen Aspekt von Gott denken und das ist Gottes Mitleid. Gott hat mir vergeben; jetzt brauche ich sein Mitleid. Ich brauche sein Mitleid, weil ich schwach bin, weil ich unwissend bin und weil ich in jeder Hinsicht ein Versager bin. Inbrünstig wünsche ich etwas zu tun, aber ich habe nicht die Fähigkeit das zu tun, was ich tun will oder in das hinein zu wachsen, das ich werden möchte. Deswegen brauche ich unbedingt Gottes Mitleid. Ohne Gottes Mitleid werde ich nicht in der Lage sein, irgendetwas zu erreichen und ich werde nicht in der Lage sein, irgendetwas zu werden.

Was kommt zuerst, Gottes Vergebung oder Gottes Mitleid?

Sri Chinmoy: Wenn Gott mir nicht die ungöttlichen Dinge, die ich über die Jahre hinweg getan habe, vergibt, wie kann ich dann auf dem spirituellen Weg, dem sonnenerleuchteten Weg gehen? Nur wenn Gott mir vergibt kann ich mit ganzem Herzen in das spirituelle Leben eintauchen. Daher brauche ich, um zu beginnen, Gottes Vergebung.

Wenn ich dann fühle, dass Gott mir aus seiner unendlichen Güte heraus vergeben hat, dann kann ich an einen anderen Aspekt von Gott denken und das ist Gottes Mitleid. Gott hat mir vergeben; jetzt brauche ich sein Mitleid. Ich brauche sein Mitleid, weil ich schwach bin, weil ich unwissend bin und weil ich in jeder Hinsicht ein Versager bin. Inbrünstig wünsche ich etwas zu tun, aber ich habe nicht die Fähigkeit das zu tun, was ich tun will oder in das hinein zu wachsen, das ich werden möchte. Deswegen brauche ich unbedingt Gottes Mitleid. Ohne Gottes Mitleid werde ich nicht in der Lage sein, irgendetwas zu erreichen und ich werde nicht in der Lage sein, irgendetwas zu werden.

Wie können wir toleranter und verständnisvoller werden?

Sri Chinmoy: Zunächst überlege einmal, wie viele Millionen von Dingen du in diesem Leben falsch gemacht hast. Du wirst mindestens zehn ungöttliche Dinge aufzählen können. Du wirst aufrichtig genug sein von den Millionen Fehlern, die du begangen hast, mindestens zehn einzugestehen. Dann frage dich, ob dir irgendjemand vergeben hat. Selbstverständlich hat Gott dir vergeben. Wenn er dir nicht vergeben hätte, wärst du inzwischen in der anderen Welt. Aber wenn jemand anderes etwas falsch macht, wirst du zornig und möchtest diese Person bestrafen. Versuche nachzuzählen wie viele Sachen diese Person dir gegenüber falsch gemacht hat. Er mag in seinem Leben viele, viele Dinge falsch gemacht haben, doch vielleicht hat er dir gegenüber nur zwei Fehler begangen; wohingegen du der Verantwortliche bist für mindestens zehn individuelle Schuldpunkte und der Supreme hat dir vergeben.

Gestern habe ich etwas falsch gemacht und Gott hat mir vergeben. Wie kommt es, dass ich mich heute nicht mit jemand anderem identifizieren und fühlen kann, dass genau das, was er getan hat, ich getan haben könnte? Was er heute falsch gemacht hat, kann ich mit Leichtigkeit morgen tun. Ich sollte Gott dankbar sein, dass ich es nicht heute getan habe und mich daran erinnern, dass morgen jede Möglichkeit besteht, dass ich genau das gleiche tun werde.

Wir sollten mit der Person sympathisieren, die etwas falsch gemacht hat oder, aufgrund unseres Einsseins, sollten wir es tolerieren. Toleranz ist kein Akt der Schwäche. Weit gefehlt! Toleranz ist die Annahme der Wirklichkeit auf einem anderen Niveau des Bewusstseins. Mutter Erde, die Bäume, die Ozeane und die Berge – tolerieren sie uns nicht? Wir missbrauchen sie auf millionenfache Weise. Und doch vergeben sie uns und ernähren uns fortwährend. Wir können sie für unsere eigenen Zwecke benutzen.

Göttliche Toleranz gründet sich auf Einssein. Im Falle göttlicher Toleranz vergebe ich eigentlich nicht der Person, wenn jemand mir gegenüber etwas Falsches getan hat. Tatsächlich wird meine innere Göttlichkeit vollkommen eins wird mit der Person, die einen Fehler begangen hat und für eine Störung in meinem Leben sorgt. Daher ist göttliche Toleranz sogar tiefer als Vergebung. Es ist nur das bewusste Gefühl oder Gewahrsein unseres Einsseins mit anderen. Ich toleriere dich nicht, weil ich fühle, dass ich überlegen bin oder weil ich fühle, dass ich Fähigkeit besitze, während du keine besitzt. Es ist alles Einssein.

Wie kann ich mich spirituell davor schützen, dass ich zu sensibel bin und so leicht in meinen Gefühlen verletzt werde?

Sri Chinmoy: Wenn jemand etwas zu dir sagt und du verletzt bist, musst du wissen, dass deine Vergebungs-Kraft unendlich viel stärker ist als die Verletzung, die du erhalten hast. Wenn jemand dich beleidigt hat und du diese Peson auch beleidigst, bedeutet dies, dass du auf dem gleichen Niveau zurückschlägst. Aber deine Vergebungs-Kraft ist die mächtigste Kraft in Gottes Schöpfung. Wenn du sie benutzt, werden diese Leute nicht in der Lage sein, dich zu verletzen.

Wie können wir uns daran erinnern der Welt für ihre Fehler zu vergeben und uns für unsere eigenen Fehler zu vergeben?

Sri Chinmoy: Vergebung ist eine machtvolle göttliche Kraft. Anderen zu vergeben ist eine schwierige Aufgabe. Die Unvollkommenheiten anderer zu vergessen ist noch schwieriger. Überhaupt nichts Falsches in anderen festzustellen ist am schwierigsten. Doch wenn wir an Gott denken, wird es für uns einfach, anderen zu vergeben. Wenn wir zu Gott beten, wird es für uns einfach, die Unzulänglichkeiten, Begrenzungen und Unvollkommenheiten anderer zu vergessen. Wenn wir auf Gott meditieren, wird es für uns einfach, nichts Falsches in anderen zu bemerken.

Selten bemerken wir Unvollkommenheiten in uns, aber wir sehen immer Unvollkommenheiten in anderen. Was tun wir, sobald wir entdecken, dass wir unvollkommen sind oder etwas Falsches getan haben? Wir vergeben uns sofort, oder wir ignorieren die Tatsache, dass wir etwas falsch gemacht haben oder wir entschließen uns, ein neues Kapitel aufzuschlagen und den Fehler nicht wieder zu begehen.

Wenn andere etwas falsch machen, werden wir niemals wahre Zufriedenheit finden, wenn wir ihnen nicht vergeben, wenn wir ihnen gegenüber ungöttliche Gedanken hegen oder sie bestrafen wollen. Um uns selbst zufrieden zu stellen, unsere Wirklichkeit, müssen wir auch anderen vergeben. Vergebung ist Erleuchtung. Wir müssen fühlen, dass wir uns selbst, unser eigenes erweitertes, ausgedehntes Selbst erleuchten, indem wir anderen vergeben.

Was geschieht, wenn wir nicht vergeben? Dann laden wir ein schweres Gewicht auf unsere Schultern. Wenn ich etwas falsch gemacht habe und nicht versuche, mir selbst zu vergeben oder mich selbst zu erleuchten, werde ich den Gedanken hegen, dass ich etwas falsch gemacht habe. Und jedes Mal, wenn ich an meine falsche Handlung denke, werde ich nur etwas zu meiner schweren Last oder Schuld hinzufügen. Auch wenn andere mir gegenüber eine Ungerechtigkeit begangen haben, wird meine Last aus Zorn und Verbitterung umso schwerer, je mehr ich daran denke. Nun, ich muss meinem Ziel entgegen laufen. Wie kann ich laufen, wenn ich etwas Schweres auf meine Schultern lade? Ich werde bemerken, dass alle anderen sehr schnell laufen, während ich kaum gehen kann.

Es ist immer ratsam anderen zu vergeben und sich selbst zu vergeben. Noch mal, wir müssen wissen, wer wem vergibt. Ich als Einzelperson habe kein Recht anderen oder sogar mir zu vergeben. Es ist das Göttlicher in mir, das mich inspiriert mein Bewusstsein zum Licht, zum höheren Licht, zum höchsten Licht zu erheben. Ein Akt der Vergebung bedeutet eine Bewegung in Richtung einer höheren Wirklichkeit. Und wenn wir die höchste Wirklichkeit erreichen, werden wir eins mit der allgegenwärtigen Wirklichkeit.

Wir sind alle integrale Bestandteile eines lebenden Organismus. Wenn ich nur zwei Arme habe bin ich unvollständig. Ich brauche auch zwei Beine. Deshalb muss ich andere als ganz mein Eigen annehmen. Erst nehme ich sie an, dann verwandele ich sie. Und wen verwandele ich, wenn nicht meine eigene sich ausdehnende Wirklichkeit?

Wenn ein Mensch fühlt, dass Gott allvergebend ist, macht es das nicht leichter für denjenigen, das Falsche zu tun?

Sri Chinmoy: Du hast das Gefühl, dass wenn jemand zum Vater geht nachdem er etwas getan hat, das nicht in Ordnung war und sieht, dass ihm vergeben wurde, er mit dem Gefühl, dass ihm stets vergeben wird, versucht sein wird, weiterhin Falsches zu tun. Selbst der menschliche Vater, gar nicht zu sprechen vom göttlichen Vater, dem Allmächtigen Vater, wird dem Kind sagen: "Schau, du hast etwas Falsches getan; du hast ein anderes Kind geschlagen. Nur weil ich dich liebe habe ich dir vergeben, aber du kannst nicht so weitermachen und Dinge tun, die nicht in Ordnung sind." Wenn das Kind zum zweiten Mal ein anderes Kind schlägt und dann zum Vater zurück kommt, wird der Vater das Kind beschützen. Anschließend, im Stillen und Geheimen wird der Vater sagen: "Das ist das zweite Mal, dass ich dir den Unterschied zwischen Gut und Böse erzähle." Jedes Mal wird der Vater vergeben, aber zur gleichen Zeit wird er versuchen das Kind davon zu überzeugen, dass es etwas Falsches tut.

Im Falle von Gott, dem göttlichen Vater, ist es anders. Wenn der Strebende einen Fehler macht und zum göttlichen Vater eilt, wird der göttliche Vater vergeben und den Strebenden zweifellos beschützen. Dann wird der Vater sofort versuchen mit Licht in das Herz des Strebenden einzudringen. Der menschliche Vater wird im Geheimen schimpfen, aber der göttliche Vater wird nicht schimpfen; Er weiß, dass Schimpfen zwecklos ist. Er versucht herauszufinden, was im Strebenden falsch ist. Er sieht, dass es dort Dunkelheit gibt, dass es dort Unwissenheit gibt und sagt: "Wenn ich mit Licht in den Strebenden eintrete, wird das Licht die Dunkelheit verjagen. Dann wird das Licht die Unwissenheit erleuchten und sie in Erkenntnis und Weisheit verwandeln. Diese Weisheit wird den Strebenden fühlen lassen, dass er friedvoll, ruhig, leise bleiben und mit niemandem in Konflikt geraten sollte." Der göttliche Vater erreicht dies, indem er Licht in den Strebenden fließen lässt.

Der menschliche Vater wird öffentlich beschützen und dann im Geheimen schimpfen, aber der göttliche Vater wird reines Licht benutzen, um unsere Dunkelheit zu erleuchten und die falschen Kräfte in uns zu verjagen. In beiden Fällen wird der Fehler überwunden. Der menschliche Vater wird ihn durch strikte Disziplin besiegen und der göttliche Vater wird ihn durch Licht besiegen. Aber dies bedeutet nicht, dass wir fortfahren Fehler zu begehen und dann zu unserem Vater für Vergebung laufen.

Wie gehen Sie mit Schuld um, wenn Sie erzogen wurden mit dem Gefühl, dass Gott Sie bestrafen wird, wenn Sie etwas Falsches tun?

Sri Chinmoy: Leider ist in der westlichen Welt das Gefühl der Schuld weit verbreitet. Es kommt von Unwissenheit. Erst begehen wir aus Unwissenheit einen Fehler und dann haben wir ein schuldbeladenes Bewusstsein. Statt dessen sollten wir sofort denken "Wenn ich die Macht habe etwas Falsches zu tun, dann hat Gott die Macht mir zu vergeben." Wir dürfen nicht fühlen, dass keine Macht des Universums unsere falschen Taten auslöschen kann. Gut, wir haben etwas Falsches getan, doch Gott ist unendlich stärker als wir und Er ist reines Mitleid. Wann immer wir meditieren, sollten wir fühlen, dass Gott reine Liebe ist. Er wird uns nicht bestrafen. Mit Seinem unendlichen Mitleid wird Er uns verwandeln. Doch wenn wir am Gefühl der Schuld festhalten, kann Gott nicht zu unserer Rettung kommen.

Gibt es irgendeine Grenze für Gottes Vergebung?

Sri Chinmoy: So wie es keine Grenze für die Unwissenheit des Menschen gibt,so gibt es auch keine Grenze für Gottes Vergebung.

Wenn Gott uns vergibt, bedeutet dies, dass er uns für das, was wir falsch gemacht haben, nicht bestraft?

Sri Chinmoy: Das westliche Konzept von Vergebung steht gewöhnlich im Zusammenhang mit Schuld und Vergeltung. Du versetzt jemandem einen harten Schlag und danach fühlst du dich schuldig oder traurig. Dann wird dich die andere Person verfluchen und sagen, dass Gott dich bestrafen wird. Vielleicht wird sie dir auch drohen, dass sie dir einen Vergeltungsschlag versetzen wird. Es gibt ein Gefühl, dass wenn du etwas falsch gemacht hast, dir das Gleiche angetan wird, sofern dir nicht vergeben wird.

Aber es gibt eine andere Weise, wie wir Vergebung betrachten können. Gott wünscht, dass wir auf einer bestimmten Höhe sind, damit wir Seine Zuneigung, Seine Liebe, Sein Mitleid und Seinen Segen empfangen können, doch im Moment sind wir nicht auf diesem Niveau. Daher bittet uns Gott: "Erhebt euer Bewusstsein nur ein klein wenig und komm auf dieses Niveau herauf. Dann werde Ich in der Lage sein, euch Meine Liebe, Mein Mitleid und Meinen Segen zu geben." Unser menschlicher Verstand mag es Vergebung nennen, aber Gott denkt nicht über unsere inneren und äußeren Fehlhandlungen nach. Er möchte nur, dass wir unser Bewusstsein anheben, damit wir unsere Empfänglichkeit und unser Einssein mit Ihm vergrößern. Dann wird es Ihm möglich sein, uns mehr Mitleid, mehr Licht und mehr Liebe zu geben.

Wie erleuchtet Gott die Vergangenheit?

Sri Chinmoy: Gott erleuchtet die Vergangenheit durch Vergebung. Wirkliche Vergebung bedeutet Vergessen, bewusstes Vergessen. Wirkliche Vergebung erinnert sich nicht an die Vergangenheit. Wenn dir jemand für das, was du getan hast, wirklich vergibt, dann wird er die Erinnerung nicht einmal in seiner inneren Vorstellung speichern. Erleuchtung ist notwendig wegen der Dunkelheit. Fehler sind Dunkelheit. So erleuchtet also Gott unsere Fehler durch Vergebung.

Kann Gott auf die Geschehnisse in der Welt Einfluss nehmen, um der Menschheit zu helfen?

Sri Chinmoy:Wenn Gott die Geschehnisse in der Welt nicht beeinflussen kann, um der Menschheit zu helfen, wer kann dann Einfluss nehmen? Es stimmt, dass einige Dinge vorbestimmt sind. Und doch kann Gottes allmächtiger Wille in das menschliche Schicksal eingreifen. Im Laufe der Jahrhunderte hat sich das – auf der individuellen wie auf der kollektiven Ebene – unzählige Male so abgespielt. Unter gewöhnlichen Umständen gilt das karmische Gesetz als unwiderruflich, aber Gottes Gnade kann das Gesetz leicht außer Kraft setzen.
Ein ungezogener Junge mag einen anderen Jungen gnadenlos und unnötigerweise schlagen. Aber noch bevor der andere Junge Vergeltung üben kann, kann der Schuldige Zuflucht bei seinem Vater nehmen und ihn um Schutz bitten. Der Vater weiß ganz genau, dass der Sohn etwas Unrechtes getan hat, aber der Vater kann ihn schützen und der Gegenpartei nicht erlauben, den Sohn zu bestrafen. Wenn wir also etwas Unrechtes tun und Gott um Vergebung bitten, noch bevor uns die Strafe ereilt, kann Gott uns vergeben und die verdiente Strafe von uns abwenden, sofern dies Sein Wille ist.
Gott inspiriert nicht nur Staatsführer, sondern einen jeden von uns, das Richtige zu tun. Aber Inspiration ist eine Sache und die Annahme dieser Inspiration ist eine andere Sache. Gott möchte sich in und durch uns auf göttliche Weise erfüllen, aber sehr oft lassen wir das nicht zu. Wir wollen uns selbst auf falsche und ungöttliche Weise erfüllen. Natürlich werden wir dann nicht auf göttliche Weise erfüllt sein und Gott wird in höchstem Maße unmanifestiert bleiben.

Wie hängen Mitleid und Vergebung zusammen?

Sri Chinmoy: Mitleid und Vergebung sind zwei verschiedene Dinge. Angenommen, ein ungezogener kleiner Junge schlägt dich unnötigerweise. Du kannst noch härter zurückschlagen, tust es aber nicht. Warum? Weil du ihm vergeben hast. Dann siehst du einen anderen kleinen Jungen, der ganz allein ist. Er kann die Straße nicht alleine überqueren, weil er Angst hat. In diesem Fall wirst du ihm natürlich zu Hilfe kommen. Du wartest, bis die Ampel grün ist und hilfst ihm, die Straße zu überqueren. Das ist dein Mitgefühl. So also kannst du Mitleid von Vergebung trennen. Jemand braucht deine Hilfe und du besitzt die Kraft und die Fähigkeit, ihm einen Dienst zu erweisen. Dann zeigst du Mitleid. Jemand kann die falschen Kräfte nicht besiegen. In diesem Fall bietest du deine Vergebung an. Diese beiden Eigenschaften sind in unserem täglichen Leben von überragender Wichtigkeit. Der Höchste besitzt Mitleid und Vergebung in unendlichem Maße. Mit Seinem Mitleids-Auge folgt Er uns überallhin. Mit Seinem Vergebungs-Herz wiederum vergibt Er uns all unsere falschen Gedanken und Taten.
Ich möchte noch etwas hinzufügen. Wir müssen nicht nur anderen, sondern auch uns selbst vergeben. Wenn wir uns nicht ständig selbst vergeben, werden mit uns selbst unzufrieden sein. Wir müssen uns selbst vergeben in der lauteren Absicht, dass wir den gleichen Fehler nicht noch einmal begehen werden; wir werden vorwärtsgehen. Angenommen, ich habe vor ein paar Monaten etwas getan, was wirklich falsch war. Jetzt werde ich zu Gott um Vergebung, Vergebung, Vergebung beten. Gott hat mir wegen meines aufrichtigen Gebets bereits vergeben, aber ich vergebe mir selbst nicht, weil ich nicht ahne, dass Gott mir bereits vergeben hat. Also bin ich der Schuldige. Gott hat mir bereits vergeben, jedoch habe ich mir selbst nicht vergeben. Wenn wir uns selbst nicht vergeben, können wir nicht vorwärtsgehen. Wir blicken ständig zurück. Wir müssen unserer Vergangenheit vergeben; sonst können wir nicht in die Zukunft eintreten.

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